Am Montag, den 26. Mai 2025 brachen wir, die Klasse M63 (Azubis Eisenbahner im Betriebsdienst / Lokführer) nach Polen auf. Am Abend gab es eine Quiz-Rallye durch Krakau, um die Stadt kennenzulernen. Dienstag besuchten wir z. T. das Museum Oskar Schindler (bzw. seine Emaille-Fabrik) als „Vorbereitung“ für den morgigen Tagesausflug zum Konzentrationslager Auschwitz. Es war äußerst interessant, aber erschreckend zugleich. Hier verbrachten wir einige Stunden und tauschten uns über eine Reihe von Themen bezüglich der Zeit des Nationalsozialismus aus.
Am Mittwochmorgen ging es schon sehr früh los Richtung Oświęcim (zu deutsch: Auschwitz) zum Konzentrationslager. Der wohl eindrucksvollste und zugleich emotional schwerste Moment der gesamten Reise war der mehrstündige Besuch der Gedenkstätte. Wir besichtigten sowohl das Stammlager Auschwitz I samt den Wohnhäusern, den riesigen Gaskammern mit Krematorium, den Gefängniszellen und der „Todeswand“.
Danach ging es in das weitläufige und erschütternde Auschwitz II-Birkenau. Während der Führung erhielten wir einen tiefgreifenden Einblick in die systematische Vernichtung von mehr als einer Million Menschen: darunter vor allem Juden, aber auch Sinti und Roma, Homosexuelle oder politisch Andersdenkende. Besonders bedrückend war der Gang durch die Wohn-Baracken, durch das berüchtigte Lagertor und entlang der Gleise, über die die Deportationszüge ankamen. Dort befanden sich auch einige alte Eisenbahn-Wagen (Viehwaggons), womit die Häftlinge damals in die Lager transportiert wurden.
Zum Gedenken an die Opfer legten wir einen Blumenstrauß an einem der Wagen nieder. Nachdem die Tour beendet war, setzten wir uns mit unseren Lehrkräften zusammen und besprachen die Eindrücke, welche wir an dem Tag gesammelt hatten.
Den Donnerstag haben viele aus der Klasse genutzt, um eine Salzmine in Wieliczka zu besuchen, welche sehr interessant und imposant zu besichtigen war. Man hat dort die Geschichte der Technik im Salzbergbau im Laufe der Zeit gezeigt bekommen. Eine andere Gruppe erlebte das jüdische Viertel Kazimierz, das ehemalige jüdische Ghetto in Krakau. Auch dieser Besuch war sehr eindrucksvoll. Wir erfuhren viel über das Leben und das Leid der jüdischen Bevölkerung während der nationalsozialistischen Besatzung. Gedenkorte, Berichte und erhaltene Spuren des Ghettos vermittelten uns ein authentisches Bild dieser dunklen Zeit, bevor es Freitag zurück nach Köln ging.
„Ich fand die Klassenfahrt sehr schön und wichtig. Dort lernte man seine Mitmenschen auf einer ganz anderen Ebene, außerhalb des dienstlichen „Territoriums“, kennen. Anfangs stand ich dem Reiseziel skeptisch gegenüber, da bei dem Thema Auschwitz ein mulmiges Gefühl auftauchte.“
„Die Stadt Krakau hat uns sehr beeindruckt – sie ist nicht nur historisch und kulturell interessant, sondern auch überraschend sauber und gepflegt, teilweise sogar sauberer als Städte in Deutschland. Der Besuch der Gedenkstätten Auschwitz I und II war besonders eindrücklich und emotional. Vor Ort wurde uns auf eindringliche Weise das Ausmaß der Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs vor Augen geführt. Es war eine sehr bewegende und nachdenklich stimmende Erfahrung.“
„Mir persönlich hat die Klassenfahrt sehr gut gefallen. Insbesondere der Ausflug nach Auschwitz war für mich sehr prägend, da wir uns vorher im Unterricht intensiv mit der Thematik der Lokführer bei den Deportationszügen auseinandergesetzt haben. Generell fand ich das Ziel Polen sehr interessant, da das Land nicht unbedingt das erste Reiseziel ist, an das man bei einer Klassenfahrt denken würde.“
„Krakau ist eine sehr schöne historische Stadt mit vielen beeindruckenden Bauten und einem lebhaften Treiben auf den Straßen. Der Ausflug nach Auschwitz war auf eine ganz andere Weise beeindruckend. Wir konnten uns den Schauplatz unsäglichen menschlichen Leides und großer Skrupellosigkeit anschauen und haben Relikte aus der Zeit des Dritten Reichs sehen können. Am krassesten zu sehen fand ich die Haare, welche den Häftlingen abrasiert wurden, um sie zu verkaufen und welche man teils bis heute dort sehen kann. Allein der Gedanke, dass diese Haare mal Teil des Körpers eines Menschen waren, ist sehr bedrückend.“
„Am meisten von der Klassenfahrt hängen geblieben ist mir der Besuch in Auschwitz Birkenau, da mir die Dimensionen des Wahnsinns nicht so bewusst waren. Man kannte das alles bisher nur aus den Geschichtsbüchern, aber an diesem Ort konnten wir die bedrückende Schwere der Verbrechen spüren. Diese Erfahrung hat mich nur darin bestärkt, weiterhin zu meinen Werten zu stehen und niemals Kriegsverbrecher und Autokratien in den Schutz zu nehmen!“
„Es ist erschreckend, nationalsozialistische Bewegungen im Deutschland wieder im Aufmarsch zu sehen, und zuzusehen, wie die Gesellschaft das akzeptiert und sogar bekräftigt. „Nie wieder“ ist jetzt. Ich habe Angst um meine Zukunft.“
„Die gemischten Gefühle, mit der wir der Klassenfahrt begegnet sind, entwickelten sich beim Besuch in Auschwitz zu tiefer Trauer, Wut, aber auch Angst. Angst, weil die Geschichte bereits zeigte, welche Folgen und vor allem welches Ausmaß es nehmen kann, wenn Hass und Hetze die Überhand gewinnen. Angst, weil viele der eigenen Mitmenschen oder man selbst in der damaligen Zeit zur Zielscheibe geworden wäre. Und Angst, weil der Hass und die Hetze in unserer Gesellschaft wieder lauter werden. Ich fand den Besuch des Konzentrationslagers sehr wichtig, da heutzutage das Thema Nationalsozialismus, insbesondere die Folgen bzw. das Ausmaß davon (der Holocaust), nicht tiefgründig bzw. mit einer gewissen Ernsthaftigkeit in Schulen behandelt wurde, ergo man sich die Dimension dieser Gräueltaten nicht so richtig bewusst war. Erst mit dem Besuch und der direkten Auseinandersetzung vor Ort, wurden viele Themen verständlicher und öffneten einem die Augen.“
„Besonders der Ausflug nach Auschwitz war sehr eindrucksvoll und bewegend. Ich bin der Meinung, dass jede Schulklasse in Deutschland diese Erfahrung mindestens einmal machen sollte.“
„Für mich persönlich – als Lokführer – war dieser Besuch eine noch intensivere Erfahrung. Zu wissen, dass meine eigene Berufsgruppe ein funktionaler Teil dieses grausamen Deportationssystems war, hat mich stark bewegt. Die Erkenntnis, dass Menschen unter Zwang oder aus Überzeugung solche Transporte durchführten, lässt mich meine berufliche Verantwortung heute in einem noch bewussteren Licht sehen.“
„Insgesamt war die Klassenfahrt nach Polen eine prägende Erfahrung. Sie hat nicht nur unser historisches Bewusstsein geschärft, sondern auch unsere Klassengemeinschaft gestärkt. Neben der Auseinandersetzung mit einer dunklen Vergangenheit haben wir auch viele positive Eindrücke aus Krakau mitgenommen, die uns noch lange in Erinnerung bleiben werden.“